Orgelmusik St. Martin
Bewegte Zeiten
Weil die Baustelle in der Basilika in Richtung Eingang wandert, müssen wir uns für voraussichtlich zwei Jahre von der Gabler-Orgel verabschieden. Das Instrument erhält Anfang des neuen Jahres eine Einhausung zum Schutz vor Staub. Ihre entfernten Klänge aus einer anderen Welt werden uns sehr fehlen und durch Bodenständiges von der Chororgel ersetzt. An Silvester wird es einen musikalischen Schlusspunkt geben, bei dem wir uns von unserer Orgel verabschieden können. Das Programm hat zwei Schwerpunkte: Neben Werken des diesjährigen Jubilars César Franck, dem bedeutenden französischen Orgelromantiker mit deutschen Wurzeln, sind in diesem Jahr drei neue Orgelbearbeitungen von berühmten und bekannten Orgelwerken Johann Sebastian Bachs entstanden, die — eigens für die Gabler-Orgel erstellt — in der Silvesternacht ihre Uraufführung erfahren. Die Bearbeitungen sind auf die Situation des Abschieds, der Veränderung, des Neubeginns, aber auch des Flusses von Zeit im Hinblick auf Jahresschluss und Gabler-Orgel zugeschnitten. Ein kommentiertes Programm wird detailliert Informationen hierzu liefern.
Ein weiteres Jubiläum:
Vor genau 200 Jahren, im Jahr 1922 entstand das wunderschöne, in blumiger Sprache geschriebene Buch „Die große Orgel im Münster zu Weingarten“ von Franz Bärnwick (Organist der Gabler-Orgel von 1917 bis 1934): Der Schlusssatz lautet:
„Frankreich ehrt und schützt die Cavaillé-Coll-Orgel von Nôtre-Dame in Paris als sein Denkmal nationaler Orgelbaukunst aus jener Zeit. Ihr d e u t s c h e s G e g e n s t ü c k birgt unser Münster, behütet und gepflegt von den zuständigen Organen, von der katholischen Stadtpfarrgemeinde aber geschätzt als kostbares Kleinod, als Künderin des Lobes Gottes. Ihr genialer Erbauer war — wir dürfen es rühmend sagen — ein Schwabe.“
Silvester, 31. Dezember 2022, 23.00 Uhr: Orgelmusik an der Gablerorgel zum Jahreswechsel mit Stephan Debeur, Ende ca. 0.30 Uhr.
Text: Stephan Debeur