Restaurierungsarbeiten in der Basilika

Gesamtinstandsetzung des Innenraums, der Fassade und des Dachs der Basilika durch das Land Baden-Württemberg

Seit Mai 2021 wird an der Gebäudehülle, der Raumschale und der hochwertigen Ausstattung eine Gesamtinstandsetzung über vier Bauabschnitte durchgeführt. Im Vorfeld wurden hierfür umfangreiche Untersuchungen anhand einer Musterachse im Innenraum durchgeführt.

Die Deckenfresken von Cosmas Damian Asam im Innenraum der Basilika sind stark restaurierungsbedürftig. Die Dach- und Fassadenflächen sowie die veraltete Gebäudetechnik müssen umfangreich instandgesetzt werden. Dies realisiert das Land Baden-Württemberg in vier Bauabschnitten bis 2028.

1. Bauabschnitt 2021 – Ende 2022: Einrüsten der ersten zwei Joche im Innenraum und Beginn der Restaurierung der Deckenfresken. Ab 2022: Einrüsten der Fassadenfläche und Instandsetzung der Fassade sowie des Dachs.

2. Bauabschnitt 2023 – Ende 2024: Restaurierung der verbliebenen Joche und der Fassade des Langhauses.

3. Bauabschnitt ab Herbst 2024 – Sommer 2026 Restaurierung der Seitenaltäre und des Chorraums und der

4. Bauabschnitt ist geplant für Herbst 2026 – Sommer 2028.

© Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg – Amt Ravensburg

© Eva Höfle

© AeDis AG

Der erste Bauabschnitt im Innenraum der Basilika Weingarten wurde im Dezember 2022 beendet. Es wurden in zwei Langhausjochen der Basilika insgesamt 14 Deckenfresken mit einer Gesamtfläche von ca. 350 m² restauriert, sowie die Raumschale und der Deckenstuck gereinigt. Die Kanzel wurde umfangreich Restauriert, ebenso die Stuckmarmor-Altäre mit den Altarblättern in diesen Bereichen. Insgesamt haben hierfür 22 Restaurator/innen gearbeitet. Sowohl Kanzel als auch die Stuckmarmor Altäre waren durch die Nutzung und frühere Überarbeitungen stark mit vergilbten Oberflächenauflagen versehen. Alle Oberflächen waren zudem stark von Ruß- und Staubauflagerungen überdeckt. Dies konnte alles durch Trocken- und Feuchtreinigungsmethoden entfernt werden. Während der Stuckmarmor nach 300 Jahren noch in einer solchen guten Qualität angetroffen wurde, dass dieser keine weitere Oberflächenbeschichtungen benötigt, wurden die Holzoberflächen der Kanzel mit einem neuen Firnis versehen. Vergoldungen wurden konserviert und teilweise retuschiert. Wir freuen uns sehr darauf nach der Ausrüstung den fertigen Zustand präsentieren zu können. Bis Jahresende werden noch die Metallgitter der Empore gereinigt und konserviert, ebenso die Glasfenster der beiden eingerüsteten Joche. Diese Arbeiten laufen, wie die Arbeiten am Dach und der Fassade, nächstes Jahr im zweiten Bauabschnitt nahtlos weiter.

Eine besondere Schwierigkeit die wir noch dieses Jahr angegangen sind, ist die geplante Einrüstung und staubsichere Einhausung der Gabler-Orgel, damit wir an die Fresken und den Stuck der Gewölbe im zweiten Bauabschnitt im westlichen Langhaus heran kommen. Dabei zeigte sich auch, dass es eine Baufuge zwischen dem Gewölbe und der Westwand der Basilika gibt, durch diesen Schutt aus dem Gewölbe hinter die Orgel fällt. Den Schutt im Dach konnten wir bereits im ersten Bauabschnitt komplett entfernen, die Baufuge werden wir baldmöglich schließen. Weiterhin konnten wir nach langer Planung mit den Elektroplanern und in Abstimmung mit der Denkmalpflege endlich die Werkplanung für die Brandmeldeanlage im Dach und den Kirchennahen Räumen, sowie die komplette Erneuerung der Elektrik innerhalb der Basilika abschließen. Die neuen Kabeltrassen verlaufen komplett durch den Boden aus den 1960ern, weswegen wir keine Wände und Pfeiler aus hochwertigem barocken Stuck verletzten müssen.

Im zweiten Bauabschnitt, welcher mit der Gerüstumstellung ab Januar 2023 beginnt, werden wir wieder zwei Langhausjoche restaurieren. Wie zuvor liegt der besondere Augenmerk auf der Restaurierung der Deckenfresken und der Raumschale, die Seitenschiffaltäre und der Prospekt Gabler-Orgel werden, nach der erfolgten Reinigung der Raumschale, auch in diesem Bauabschnitt restauriert.

Florian Wiener, Restaurator M.A.
ehemals AeDis AG für Planung, Restaurierung und Denkmalpflege

Der zweite Bauabschnitt wurde im September beendet und fand mit dem Abbau des Raumgerüstet bis Weihnachten 2024 seinen Abschluss.
Es wurden 2 Joche des Langhauses sowie die Orgelempore gereinigt und restauriert. Wie schon im vorherigen Bauabschnitt gab es an Raumschale, den Seitenschiffaltären aus Stuckmarmor und Deckenfresken wieder die gleichen Schadensbilder durch Ruß- und Staubauflagerungen.
An den Deckenfresken wurde der Zyklus Wunder-Heilig-Blut Pilgerns und der Weihnachtszyklus restauriert. Die Gabler-Orgel glänzt wieder im neuen Licht: Komplett gereinigt und restauriert wird sie nun auch von neuen Strahlern in Szene gesetzt. Die Farbfassung und Vergoldung des hölzernen Orgelprospekts waren durch schwankende klimatische Einflüsse stark geschädigt und mussten umfangreich konserviert werden. Daran arbeiteten insgesamt 9 RestauratorInnen im Team. Die Arbeiten am Langhausdachstuhl und Dachtragwerk sind abgeschlossen. Das Dachtragwerk wurde in alter Zimmermannstechnik mit Holzverbindungen durch Holzdübel instandgesetzt. Das Dach erhielt eine neue Biberschwanzdeckung. An der Fassade wurden Risse verfüllt, Putz ergänzt und neu gestrichen. Die historischen Bleiglasfenster wurden behutsam gereinigt und restauriert. Die Elektroinstallation wurde komplett erneuert und die Brandmeldeanlage in Betrieb genommen. Endlich konnten die lange erwarteten neuen Deckenleuchten aufgehängt werden. Im Bruderhof wurde ein Taubenschutz vor die romanischen Fenster angebracht.

Sandra Rosenberger
AeDis AG für Planung, Restaurierung und Denkmalpflege

Ausblick 3. Bauabschnitt
Der 3. Bauabschnitt ist der größte der Baumaßnahme. Es werden Dachtragwerk, Fassade und Fenster des Querhauses und des Chores instandgesetzt. Ab Mai 2025 werden nun die Restaurierungsarbeiten an den Deckengemälden und den Wänden beginnen. Ähnlich wie im 1. Bauabschnitt sind hier die Gemälde durch ehemaligen Wassereintrag stark geschädigt. Alte Restaurierungsmaßnahmen beeinträchtigen zudem die Erscheinung der ehemals leuchtenden Malereien Asams. Die Verschmutzungen der letzten fast 70 Jahre sind vor allem auf dem Stuck der Kapitelle eindrucksvoll zu beobachten.
Die großartigen Gerüstbauten mit einem Volumen von knapp 14.000 Kubikmetern machen die Arbeiten an der Raumschale erst möglich. Sie sind nahezu ein Kunstwerk für sich und überbrücken dabei die Welfengruft und weitere Grüfte im Bereich des Chores, eine echte statische Herausforderung.

Sandra Rosenberger
AeDis AG für Planung, Restaurierung und Denkmalpflege

Impressionen vom 2. Bauabschnitt…

Impressionen vom 3. Bauabschnitt…

© AeDis

Von Balken und Streben

Dieses Jahr fiel der Kirchweihsonntag der Basilika passend auf den Tag des offenen Denkmals. Dabei bot Vermögen und Bau Amt Ravensburg zusammen mit der AeDis AG Führungen an, welche einen Einblick in die laufende Sanierung des Dachs der Basilika aufzeigten. 

Der Langhaus – Dachstuhl der Basilika spannt sich zwischen Westwerk und Kuppeltambour über eine Länge von 50 m und ist 30 m breit. Die obere Kehlbalkenebene wurde mit 18 m langen Fichtenbalken mit jeweils einem Querschnitt von 40 x 40 cm ausgeführt. Dies war eine gewaltige, logistische Leistung für die Zimmerer des 18. Jahrhunderts, die die Balken in 25 m Höhe auf dem Martinsberg verbauten. Bei der Konstruktion handelt es sich um einen doppelt liegend abgebundenen Stuhl. Die aufwendigen Instandsetzungsarbeiten des Dachtragwerks haben viele Ursachen. Die Dachneigung und die vielen Reparaturphasen mit unterschiedlichen Ziegelformaten sowie kleinteiliger Konzepte und Ausführungsbereiche hatten einen „verbastelten“ Dachstuhl zur Folge, der feuchtigkeitsbedingte Schäden aufwies. Teilweise drang Wasser bis auf das Deckengewölbe durch, sodass Schäden an den bedeutenden Asam-Fresken im Innenraum entstanden. Gerade im Traufbereich werden große Teile der Deckenbalkenköpfe, Fünfkantschwellen, Aufschieber, und die unteren Teile der Sparren erneuert. Die Holzverbindungen erfolgen nach historischem Vorbild mit Holzdübeln.

AeDis AG

© Landesamt für Denkmalpflege

Im Frühjahr 2002 wurde bei einer Baukontrolle festgestellt, dass Regenwasser in den Innenraum der Kuppel dringt. Eine Begehung des Hohlraums zwischen der mit Backstein gemauerten Kuppelschale und der Dachkonstruktion mit Kupferblecheindeckung zeigte, dass die Dachhaut im Bereich aufgenieteter Reparaturbleche Risse aufwies und die Holzspanten, die die Dachhaut tragen, durch die anhaltend eindringende Feuchtigkeit bereits von Pilzen befallen waren.

Eine behutsame Reparatur der Schäden und der gleichzeitige Erhalt bauzeitlicher Befunde, die Aussagen über historische Arbeitsweise liefern, war das denkmalpflegerische Ziel. Das bedeutete eine Instandsetzung der Holzkonstruktion und Blecheindeckung an Ort und Stelle. Dabei durften die in der Kuppelschale verbauten Gerüsthölzer nicht betreten werden, da dies zu Putzabplatzungen am Fresko geführt hätte.

Aus der anstehenden Instandsetzungsmaßnahme an der Dachkonstruktion der Kuppel ergab sich die Notwendigkeit, das Innere der Kuppel parallel einzurüsten. Eine Gefährdung des Malereibestandes galt es unter allen Umständen zu vermeiden. Noch vor der kompletten Einrüstung der Kuppelausmalung wurden die Malereien photogrammetrisch aufgenommen. Die digitalisierten Pläne waren Grundlage für eine Kartierung der Schäden. Eine erste Voruntersuchung an den Malereien erfolgte im Juli 2003. Zu diesem Zeitpunkt wurde der bedenkliche Erhaltungszustand der Malereien offensichtlich, der über Notsicherungsmaßnahmen hinaus ein restauratorisches Handeln erforderte.

Nachdem alle Untersuchungsergebnisse vorlagen, wurde im Herbst 2004 mit der Notsicherung begonnen. Dabei galt es, die gravierenden Mörtel- und Malschichtablösungen durch Injektionen von geeigneten Materialien zu sichern, um ein gefahrloses Arbeiten im Dach während der Instandsetzung zu gewährleisten.

© Felix Kästle

Nachdem der Südturm der Basilika bereits in den Jahren 2002 bis 2005 saniert wurde, konnten der Nordturm und die Westfassade des Mittelbaus der Basilika instand gesetzt werden. Grundlage bildete zunächst eine Schadens- und Maßnahmenkartierung der Natursteinflächen. Weiter wurde eine Kartierung der Schäden an der Kupferblechdeckung des Nordturmes erstellt, um eine Kostenschätzung und Maßnahmenplanung aufzustellen. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit lag auf dem differenzierten Umgang mit den zahlreichen Kunst- und Natursteinvarietäten der umfangreichen Restaurierungsgeschichte am Objekt.

Vorausgegangene Restaurierungen mit ungeeignetem Materialeinsatz wie zementöse Antragungen in Kombinationen mit Beton sowie flächig hohlliegende Platten und hydrophobierte Bereiche machten eigene Konzepte zur Instandsetzung der Folgeschäden nötig. Eine besondere Herausforderung bestand darin, geeignete Ersatzmaterialien für die umfangreichen Steinaustauscharbeiten zu finden. Insgesamt wurden über 1.000 Werksteine erneuert. Durch Metallrestauratoren wurden die bauzeitlichen Zierelemente wie z.B. die Darstellung der Heilig-Blut-Reliquie auf dem Mittelbau instand gesetzt, Vergoldungen und farbige Fassungen wurden konserviert.

Nach der umfassenden Fassadensanierung an der Basilika sowie der Sanierung des Vikariats sollten gravierende Mängel und Schäden an Vorplatz und Treppe behoben und der Platz insgesamt neu gestaltet und aufgewertet werden.

Die alte Treppenanlage musste vollständig zurückgebaut werden. An ihrer Stelle entstand eine Treppenanlage mit integrierter behindertengerechter Rampe. Zu guter Letzt wurde der Platz selbst mit einem Natursteinpflasterbelag aus verschiedenen Steinformaten befestigt.

Bei den Untergrundarbeiten am Platz fand man Überreste eines mittelalterlichen Friedhofes sowie die Fundamente der Vorgängerbauten der Basilika. Diese wurden freigelegt und sorgfältig dokumentiert.
Zusammen mit einer neuen Beschilderung für den gesamten Martinsberg, einem Bronzetastmodell der Anlage sowie einer neuen Fassadenbeleuchtung für die Basilika ist das imposante Kulturdenkmal nun angemessen in Szene gesetzt und die BürgerInnen der Stadt Weingarten und Umgebung bekommen ihren beliebten Aussichtspunkt über der Stadt, am Fuße der Basilika zurück.

Quelle: https://www.bauforschung-bw.de/objekt/id/170888092020/basilika-st-martin-und-oswald-in-88250-weingarten/